Der aktuelle Herzbericht 2018 präsentiert – wie jedes Jahr – deprimierende Zahlen. Trotz aller Bemühungen, die medikamentöse und medizintechnische Versorgung zu verbessern, sterben noch immer jährlich fast 340.000 Menschen an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Vor allem die Zunahme der Patienten mit Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen bereiten den Ärzten größte Probleme. Trotz jahrzehntelanger Appelle kann bei den klassischen Risikofaktoren Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Bluthochdruck und Diabetes auch bei Herzpatienten kein Rückgang beobachtet werden. Deshalb halte ich ein radikales Umdenken im Bereich der Vorsorge und Prävention für dringend nötig. In meinem neuen Buch „Herzbalance“ – erscheint März 2019 bei Herbig – fordere ich zu einer neuen Sicht auf das Herz und dessen Funktionen auf. Wir brauchen dringend eine neue Prävention! Eine Ursache des Dilemmas ist das fast ausschließlich mechanistische Verständnis der Herz-Kreislauffunktion. Als ich 1980 in Berlin gemeinsam mit dem Sportclub Charlottenburg SCC Berlin eine der ersten Herzsportgruppen aufgebaut hatte ahnte ich nicht, dass die damals gepredigten Ratschläge zur Prävention in den kommenden fast vierzig Jahren so wenig effektiv sein würden. Ich war in zu Beginn meiner ärztlichen Tätigkeit als Assistenzarzt in der Klinik Wannsee beschäftigt. Dort wurden Patienten direkt nach ihrem Herzinfarkt oder ihrer Herzoperation betreut. Die Herzsportgruppen entstanden als Begleitung und Motivationshilfe für die Patienten, sich regelmäßig zu bewegen, zunächst unter Kontrolle eines Arztes. In vielen Gesprächen mit den Patienten wurde mir klar, dass es neben Cholesterinerhöhung und Übergewicht weitere wichtige Ursachen für ein krankes Herz gibt. Die Gemeinschaft hat viel Positives für das Verständnis der eigenen Krankheit gebracht, das Miteinander konnte manch Konflikt lösen helfen. Nach wie vor halte ich die Existenz der Herzsportgruppen für eine der effektiven Behandlungsmaßnahmen. Allerdings in einer Situation, in der das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Grundsätzlich hat sich bei Erkrankungen des Herzens eine Reparaturmentalität entwickelt, die Glauben macht, dass mit Medikamenten und „Rohr-frei-Techniken“ die Probleme schon gelöst werden können. Doch allein mit Mechanik ist das Herz nicht erklärbar. Mit der Meinung, das Herz sei lediglich eine Pumpe, räume ich in „Herzbalance“ auf. Ich werde an der Anatomie den Aufbau des Herzens als vielfältiges Wunderwerk beschreiben; die Pumpfunktion des Herzmuskels ist nur ein Teil des gesamten Geschehens. Ich beschreibe die weitgehend unbekannten Fähigkeiten des Herzens als Regulationsorgan, Hormonproduzent und Sinnesorgan (das Herz kann Fett „riechen“) und versuche damit, ein neues Verständnis für unser wichtigstes Organ zu schaffen. Obwohl wissenschaftlich belegt, ist die Tatsache, dass Herzerkrankung bei Frauen und Männern unterschiedlich verlaufen und individuell behandelt müssen, leider immer noch weitgehend unbekannt – auch in Ärztekreisen.  Frauenherzen ticken anders! Das betrifft sowohl die Symptome von Herzinfarkt und Herzschwäche als auch die Behandlungsmethoden. Wirken doch Medikamente wie ein Betablocker durch einen anderen Stoffwechsel der Frau ganz anders. Das Herz als „rote Lampe für Stressbelastung“ kann durch Erkenntnisse der modernen Hirnforschung neu verstanden werden; neue Messverfahren können „Herzstress“ rechtzeitig vor Krankheitsausbruch zeigen, Verfahren aus dem Neurocoaching und der Psychokardiologie helfen effektiver als der Rat „Sie müssen mal abnehmen und Sport machen“. In „Herzbalance“ beschreibe ich, wie sich das Bild vom Herzen von der Antike bis zur Neuzeit verändert hat und heute ganzheitlich zu verstehen ist. Ich stelle leicht durchzuführende Übungen für den Alltag zur Herzgesundung vor. Als wichtigsten Impuls gebe ich den Lesern die „Herzermutigung“ an die Hand. Aus dem neuen Wissen über die eigentlichen Aufgaben und Leistungen des „Wunderorgans Herz“ kann jeder über innere und äußere Wahrnehmung zu einem selbstbewussten und gesundenden „Herzmut“ kommen. Mit Erläuterungen zu sinnvoll anzuwenden Nährstoffen, Ernährungstipps und Übungen für das Herzgefühl gebe ich den Lesern die Möglichkeit, ihr Herz besser zu verstehen.

Alles unter dem Motto „Herzbalance“ statt verstaubter Prävention.